SOUL
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Foto @ Zimmertheater Rottweil
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In einem mitreißenden musikalischen Theaterstück erzählt Peter Staatsmann die Geschichte von vier jungen Menschen, die als Jugendliche eine Band gegründet hatten und sich heute an diese Zeit zurückerinnern und musikalisch in die 90er Jahre eintauchen, als sie versuchten, sich in ihrem neuen Leben in Deutschland zurechtzufinden. Als Russlanddeutsche waren sie zurückgekehrt in ein Land, das ihre Großeltern verlassen hatten und wurden überspült von den Neuerungen des Internetzeitalters und fühlten sich abenteuerlichen kulturellen Transformationen ausgesetzt.
Über die Mittel der Musik versuchen sie, sich das neue Unbekannte gemeinsam zu erschließen. Sich selbst erforschen und in sich und ihre Verlorenheit hineinhorchen wollen sie nun - und sie wählen dafür die Musik der 90er Jahre, aber auch von Nina Simone bis Amy Winehouse spiegeln ihre ziellose Energie und teilweise wütende Einsamkeit wieder. Der Westen hat zwar im Kopf gesiegt, aber in der Seele bleibt der Blues.
Mit allen Mitteln versuchen sie anzukommen in ihrer neuen Realität, versuchen sie zu verstehen und Fuß zu fassen, aber oft spüren sie nicht einmal den Boden unter ihren Füssen und nicht immer treffen sie auf die richtigen Leute. Die vier jungen Russen probieren in ihrer Verzweiflung, ihrer Neugierde und in ihrem Unwissen so ziemlich alles aus, was die westliche Welt so zu bieten hat – auch wenn es nicht immer legal ist. Was sie entdecken, ist der real gewordene Surrealismus einer depressiven (Post)Moderne. Ausgangspunkt für das Stück waren Interviews mit Bewohner:innen des sogenannten „Russenviertels“ Hegneberg in Rottweil (D).
Die Programmpunkte der Literaturzeit Freistadt transnational präsentieren eine Sonderreihe des Festivals theaterzeit//Freistadt in Zusammenarbeit mit Partnern aus Deutschland und werden im Rahmen des Programms LEADER transnational Kunst gefördert.
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LITERARISCHES MENÜ 2 //REGIE "Wir suchen diese spezifische mit Lebenslust vermischte Depression, die uns passiv machte – und macht, aber wir suchen sie nicht auf der Ebene des Bewusstseins, da wo wir meinen, wir wüssten, was wir tun, nein, wir suchen sie im Bauch, in den Körpern, in der westlichen Musik, im Soul, der auch zu uns gehört, der aus ganz anderen Quellen entsteht – die übrigens nie ganz versiegen – und in dem unser Unbewusstes darum kämpft, nicht der Traurigkeit zu verfallen, die aus der Gewalt resultiert, die wir seit jeher anwenden, um zu leben, um zu siegen und um reich zu werden.
So sind wir zwar reich geworden und sind doch die seltsamsten Menschen der Welt. Seltsam und traurig wie jemand, der unablässig Witze reißt und Späße macht, die mitunter auch nicht schlecht sind, aber über die keiner so lacht, dass es guttut. Es tut eher weh und es macht die Traurigkeit oft noch größer, als sie vorher war." Aus Soul - Oder die seltsamsten Menschen der Welt. |
Sonderrichtlinie der Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus zur Umsetzung von Projektmaßnahmen im Rahmen des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014-2020 „Sonderrichtlinie LE-Projektförderungen“.
Das Projekt Literaturzeit Freistadt transnational wird vom Verein kult:Mühlviertel in transnationaler Partnerschaft mit dem e.V. Zimmertheater Rottweil (D) realisiert.